Hier ein Bericht der OÖ Nachrichten
Freier Fluss nach 70 Jahren: Fische können am Kraftwerk Braunau-Simbach vorbeischwimmen
Von Marina Mayrböck, 24. September 2024
Umgehungsgewässer am Innkraftwerk Braunau-SimbachBild: Verbund/Johannes Wiedl
BRAUNAU/SIMBACH. Das Innkraftwerk Braunau-Simbach wurde zwischen 1951 und 1954 gebaut – jetzt ist das Querbauwerk für Fischer wieder passierbar.
Satte 400 Millionen Euro investiert der Verbund bis 2027 in die Renaturierung heimischer Gewässer, davon sind soeben 9,3 Millionen Euro in die Fischwanderhilfe am Innkraftwerk Braunau-Simbach geflossen. In einem Jahr Bauzeit wurde ein künstlich angelegter Naturfluss um das Kraftwerk herum geschaffen. Alle Fischarten des Inns können damit am Querbauwerk vorbeischwimmen. Damit ist es Flusslebewesen erstmals nach Kraftwerkserrichtung vor 70 Jahren wieder möglich, Inn-Zubringer und Auegewässer zu erreichen.
Dieses Ökologisierungsprojekt sei ein weiterer Meilenstein zur Herstellung der Durchgängigkeit am Inn. „Wir haben viele Kraftwerke an der Donau und am Inn. 2027 wird es möglich sein, dass die Fische vom Eisernen Tor in Rumänien bis Kufstein schwimmen können, wenn sie wollen. Das ist einzigartig“, sagte Verbund Wasserkraft-Geschäftsführer Michael Amerer bei der Eröffnung der Fischwanderhilfe am Innkraftwerk. Der Stromerzeuger ökologisiert nicht nur, sondern revitalisiert das Grenzkraftwerk zwischen Braunau und streng genommen Kirchdorf, auch wenn das Kraftwerk Braunau-Simbach heißt. Wie berichtet, werden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen mit einer Investitionssumme von rund 80 Millionen Euro bis 2028 vorgenommen. Künftig können zusätzlich 65 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt werden, das entspricht dem jährlichen Strombedarf von 18.500 Haushalten. „Es ist ein Freudentag und das Bild könnte nicht spannender sein: auf der einen Seite wird gerade eine Maschine ausgebaut, auf der anderen feiern wir die Eröffnung der Fischaufstiegshilfe“, sagte Amerer.
Drei Kilometer-Nebenfluss
Der Umgehungsfluss ist etwa mehr als drei Kilometer lang und fünf bis acht Meter breit. Die Fische haben eine Höhe von zehn Metern zu überwinden. Die Abflüsse variieren zwischen zwei und acht Kubikmeter pro Sekunde, es ist also ein ordentlicher Nebenfluss des Inns. Mehr als 300.000 Kubikmeter Erdmaterial wurde verschoben, 100.000 Kubikmeter Salzachkies und 40.000 Tonnen Wasserbausteine zur Befestigung wurden verarbeitet. Mit insgesamt 450 Strukturelementen sei nicht nur eine Fischwanderhilfe, sondern ein neuer Lebensraum entstanden, sagte der technische Verbund-Geschäftsführer, Karl Heinz Gruber: „Wir möchten, dass die Fische nicht nur vorbeischwimmen, sondern sich auch vermehren und wohlfühlen.“ Das Naturschutzprojekt ist Teil des EU-Life-Projektes „Riverscape Lower Inn“, das zum Ziel hat, die ökologische Entwicklung der Flusslandschaft am Unteren Inn zu fördern. „Wenn man als Wasserkraftbetreiber von der EU nicht nur ausgezeichnet wird, sondern auch noch Geld bekommt, dann ist das schon etwas Besonderes. Wir machen halt immer etwas mehr, als wir gesetzlich müssten. Wir zeigen damit, dass wir nicht nur Wasserkraft, sondern auch Ökologie können“, sagte Gruber. Der Beweis, dass Fischwanderhilfen funktionieren, wird ein paar Kilometer flussabwärts geliefert: Am Innkraftwerk Ering-Frauenstein wurde vor fünf Jahren ein Umgehungsgewässer errichtet. In einem Jahr sind 40.000 Fische am Kraftwerk vorbeigeschwommen. 36 verschiedene Fischarten wurden seit 2019 gezählt, sogar ein 1,2 Meter langer Wels schaffte es dank Umgehungsgewässer problemlos auf die andere Seite des Kraftwerkes. Warum befinden sich beide Fischwanderhilfen auf bayerischer Seite? Zu Beginn werde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt und in beiden Fällen war die „drübere Seite“ der idealere Standort für diese Naturprojekte. Kriterien seien unter anderem Platz und Strömungsverlauf, erklärt der Innviertler René Tezzele, der sowohl das Projekt in Ering-Frauenstein, als auch Braunau-Simbach leitete.